Zeitgeist oder warum es zur Zeit keinen Henri Cartier-Bresson geben kann

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Henri Cartier-Bresson wurde als Schnappschussfotograf, als Streetphotographer oder auch als Meister des gelungenen Reportagefotos berühmt. Es war die Zeit der großen Magazine und damit der großen Fotografen. Es war seine Zeit.

Er war souverän mit seiner Art der Fotografie und die Künstler, Schauspieler und Politiker waren souverän genug, um sich von ihm fotografieren zu lassen so wie er sie sah in ihrer Individualität.

Diese Chance hat heute niemand mehr. Prominente und Berühmte würden sich nicht so fotografieren lassen wie es die Klasse der Prominenten und Berühmten zur Zeit von Cartier-Bresson auszeichnete.

Heute geht die Botschaft vor.

Heute lautet die Botschaft was will ich als Fotografierter oder Fotografierte vermitteln?

Heute sind die Fotografinnen und Fotografen beliebt, die das Selbstbild inszenieren.

Weder als Reporter noch als Porträtfotograf wäre es möglich, Promis so zu fotografieren wie Cartier-Bresson.

Das spricht weder für die heutige Prominenz noch für die prominenten Fotografinnen und Fotografen.

Zeitgeist eben!

Es muß nicht so bleiben aber aktuell wäre nicht die Zeit für Cartier-Bresson.

Pech für die Promis von heute!

Wenn ich mir die Porträts von Cartier-Bresson anschaue, dann sind sie auch heute noch interessant, weil er Menschen in ihrem Umfeld mit einer speziellen und individuellen Aussage in einem Moment fotografierte.

Blicke ich dagegen auf Fotos, die heute gemacht wurden, dann wird sich dafür wohl in ein paar Jahren niemand mehr interessieren.

Sie sind sehr oft langweilig, ohne echte Aussage über die Person und sie kommen kaum über den Aufnahmemoment hinaus.

Das ist schade für die Prominenten und Berühmten für heute, weil sie damit keinen fotografischen Platz in der Geschichte finden werden.

Würden sie sich dagegen so ablichten lassen wie es Cartier-Bresson gemacht hat (oder ich heute auf meine Art praktiziere) dann wären ihre Chancen wohl größer, über ihre Zeit hinaus auf Interesse zu stoßen.

Text 1.1

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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