Streetphotography als Wellness-Fotografie

Streetfotografie, Strassenfotografie oder wie auch immer ist unpolitische Fotografie. Sie dokumentiert Momente aus Sicht des Fotografen – aber ohne Hintergrund. Sie hat hier auf dieser Webpräsenz ihren festen Platz weil sie einen jeweils aktualisierten Spiegel der Gesellschaft abgibt mit ihren sichtbaren Trends, aber es ist keine sozialdokumentarische Fotografie, die sich einmischt sondern einfach das Fotografieren auf der Straße.

Wer heute durch die veröffentlichte digitale Szenerie der Streetpix surft, der sieht dies sehr genau.

Fotografie als Wellnessprodukt

Und da es auch fotografisch immer neue Moden gibt, werden gerade verkaufsfördernde Reizbegriffe aus den Wellnessoasen in die Fotografie importiert.

Zen und Meditation im Zusammenhang mit Fotografie entwickeln sich gerade weltweit als Thema nach dem Motto „Die besten Fotos gibt es nach der Meditation“ und mit der Lebensweisheit von Laotse „Weisheit lernt man nicht und Gelernt ist nicht weise.“

Da ja heute alles mit Einbinden des Körpers geschieht, ist nun das Fotografieren dran. Es ist auch wirklich zu banal, sich auf die Automatik zu verlassen und einfach abzudrücken. Für den richtigen Umgang mit dem Fotoapparat muß schon mal die asiatische Art zu denken und zu leben dabei sein.

Fotografie als Glaubensfrage

So erhält die Fotografie einen fast schon philosophischen bis religiösen Stellenwert. Man muß eben an all das glauben, was uns aktuell gerade vermittelt wird.

Soziale Gebrauchsweisen der Wellness-Fotografie

Unter dem Gesichtspunkt der sozialen Gebrauchsweisen ist es interessant, dass damit natürlich auch wieder Merkmale für soziale Unterschiede vermittelt werden. Ein paar Vorschläge von mir, die unausgesprochen so schon ablaufen:

  • Hast du eine Leica und warst auf einem Seminar mit Meditation und fotografischen Übungen dann erhältst du ein Zertifikat als qualifizierter Rangefinder-Zen-Fotograf.
  • Hast du eine Nikon und warst auf einem Seminar mit Zen-Fotografie und Tai Chi dann erhältst du ein Zertifiakt als geprüfter Zen-Fotograf.
  • Hast du eine Olympus und warst auf einem Seminar mit Wellness-Anteilen zum Thema Meditation und Tao, dann gibt es für dich den zertifizierten Abschluß als olympischer taoistischer Streetfotograf.
  • usw.

Das wäre doch was.

Natürlich ist dies auch ein Zeichen von Globalisierung. Das Aufnehmen neuer Elemente ist positiv betrachtet auch Horizonterweiterung. Aber eine verbesserte Fotografie hat natürlich nur sehr begrenzt mit vorbereitenden körperlichen Übungen zu tun, es sei denn, man will spezielle Exkursionen mitmachen oder 8000er erklettern und dort fotografieren.

Aber wenn es die Freude an der Fotografie erhöht, dann sollte auch dies alles gemacht werden.

Allerdings kann man auch ohne diese Elemente gute Fotos machen. Es reicht sogar ein einfacher Spaziergang.

Das aber nur am Rande und zum Schluß dieses Artikels.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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